Was ist Distributed Ledger (DLT)?
- Felix Rieger
- 21. Juli
- 21 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 23. Juli

Definition & Abgrenzung zu zentralen Datenbanken
Ein Distributed Ledger, auf Deutsch „verteiltes Hauptbuch“, ist ein digitales Register, das Transaktionen oder Daten in einer dezentralen Struktur speichert. Im Gegensatz zu klassischen zentralen Datenbanken – bei denen ein einzelner Server für alle Transaktionen verantwortlich ist – wird ein Distributed Ledger auf vielen unabhängigen Rechnern (Nodes) gleichzeitig geführt. Jeder dieser Knoten hält eine vollständige oder teilweise Kopie des Ledgers und nimmt aktiv an dessen Aktualisierung teil.
Diese dezentrale Speicherung sorgt für eine besonders hohe Ausfallsicherheit und Manipulationsresistenz. Denn um einen Eintrag zu verändern oder zu fälschen, müsste man theoretisch alle Kopien auf einmal manipulieren – ein praktisch unmögliches Unterfangen in großen Netzwerken. Wie Investopedia erklärt, ist dies ein entscheidender Sicherheitsvorteil gegenüber klassischen zentralen Datenbanken.
Technologisch gesehen basiert DLT auf mehreren Komponenten:
Nodes: Rechner im Netzwerk, die das Ledger speichern und neue Transaktionen prüfen
Kryptografie: Jede Transaktion ist mit digitalen Signaturen und Hashwerten gesichert
Konsensmechanismen: Die Netzwerkteilnehmer müssen sich auf einen gemeinsamen Stand des Ledgers einigen – z. B. über Proof of Work (PoW) oder Proof of Stake (PoS)
Bekannte Umsetzungen von DLT sind unter anderem die Blockchain (wie bei Bitcoin oder Ethereum), aber auch andere Systeme wie Hashgraph (Swirlds) oder Raft (in klassischen dezentralen Anwendungen). Sie alle folgen dem Grundprinzip: Daten werden dezentral, sicher und nachvollziehbar gespeichert.
Public vs. Private DLT – was unterscheidet sie?
DLT ist nicht gleich DLT. Es gibt zwei Hauptarten von Distributed Ledgern, die sich vor allem in der Zugangs- und Steuerungsstruktur unterscheiden:
Public oder Permissionless DLTs: Diese Netzwerke sind vollständig offen. Jeder kann teilnehmen, Transaktionen senden, validieren und das System mitgestalten. Beispiele: Bitcoin, Ethereum. Der Vorteil liegt in der Dezentralität und Transparenz. Der Nachteil: Sie sind oft weniger effizient und regulatorisch schwieriger zu kontrollieren.
Private oder Permissioned DLTs: Hier ist der Zugang limitiert – nur autorisierte Teilnehmer dürfen Transaktionen validieren oder das Ledger einsehen. Solche Systeme sind bei Unternehmen oder Konsortien beliebt, etwa im Finanz- oder Logistiksektor. Sie bieten höhere Effizienz, schnellere Transaktionszeiten und bessere Kontrolle, sind aber weniger dezentral.
Ein gutes Beispiel für eine Permissioned-DLT ist Hyperledger Fabric, ein von IBM und der Linux Foundation entwickeltes System für unternehmensinterne Datenverarbeitung. Im Gegensatz dazu ist Ethereum ein Public-DLT, auf dem jeder Entwicklerin Smart Contracts veröffentlichen kann.
🔍 Zusammengefasst: Distributed Ledger Technology (DLT) ist die technologische Grundlage für viele moderne Innovationen – von Kryptowährungen über digitale Identitäten bis hin zu dezentraler Infrastruktur. Ihre Stärke liegt in der Kombination aus Transparenz, Sicherheit und Dezentralität – wobei Public- und Private-DLTs jeweils eigene Stärken und Schwächen haben.
Technische Grundlagen leicht erklärt
So funktionieren Konsensmechanismen (PoW, PoS etc.)
Ein zentrales Element jedes Distributed Ledger Systems (DLT) ist der Konsensmechanismus. Er sorgt dafür, dass sich alle Teilnehmer eines dezentralen Netzwerks auf denselben Zustand der Datenbank einigen – auch wenn sie geografisch weit verstreut sind oder sich nicht gegenseitig kennen. Ohne Konsens würde Chaos herrschen: Wer darf welche Transaktion als gültig markieren? Wer entscheidet, was in das Ledger geschrieben wird?
Proof of Work (PoW)
Das älteste und bekannteste Konsensverfahren ist Proof of Work (PoW), eingeführt mit Bitcoin im Jahr 2009. Dabei lösen sogenannte „Miner“ komplexe Rechenaufgaben, um das Recht zu erhalten, einen neuen Block an die Blockchain anzuhängen. Der erste, der das Rätsel löst, bekommt eine Belohnung in Form von Coins – bei Bitcoin aktuell 3,125 BTC (Stand: 2025).
PoW bietet sehr hohe Sicherheit, hat aber auch Nachteile: Es ist extrem energieintensiv und langsam. Laut Digiconomist verbrauchte das Bitcoin-Netzwerk 2023 mehr Strom als manche Länder wie die Niederlande.
Proof of Stake (PoS)
Als effizientere Alternative hat sich Proof of Stake (PoS) etabliert, das unter anderem bei Ethereum seit dem „Merge“ 2022 verwendet wird. Anstelle von Rechenleistung entscheidet hier der „Stake“, also der Anteil an Coins, den ein Teilnehmer bereitstellt, über die Wahrscheinlichkeit, den nächsten Block zu validieren.
Das bedeutet: Wer mehr setzt, hat mehr Chancen, einen Block zu erstellen – wird aber auch stärker bestraft bei Fehlverhalten. Dadurch spart PoS massiv Energie, ist jedoch anfälliger für Machtkonzentrationen, wenn nur wenige Akteure große Mengen an Token kontrollieren (vgl. Ethereum.org).
Weitere Konsensverfahren
Neben PoW und PoS gibt es viele weitere Mechanismen:
Delegated Proof of Stake (DPoS): Hier wählen Token-Inhaber eine begrenzte Anzahl von Validatoren – ähnlich wie bei einer Wahl. DPoS wird z. B. bei EOS oder Tron verwendet.
Byzantine Fault Tolerance (BFT): Diese Mechanismen, etwa bei Tendermint (Cosmos) oder Hashgraph, ermöglichen sehr schnelle Konsensfindung mit hoher Fehlertoleranz – oft in Permissioned-Netzwerken.
Raft: Ein algorithmischer Ansatz aus der klassischen Informatik, der oft in Unternehmenslösungen wie Hyperledger Fabric genutzt wird.
Warum ist das so wichtig?
Konsensmechanismen sind die „Verfassungen“ der jeweiligen Netzwerke. Sie definieren, wer mitreden darf, wie neue Informationen validiert werden und welche Sicherheit dabei gewährleistet ist. Ein fehlerhafter oder zentralisierter Mechanismus kann ganze Systeme ins Wanken bringen – wie diverse DeFi-Exploits oder 51 %-Angriffe in kleinen PoW-Netzen gezeigt haben.
👉 Konsens ist also kein Nice-to-have, sondern das Rückgrat eines jeden verteilten Ledgers.
Wie funktioniert ein Distributed Ledger in der Praxis?
Von der Transaktion zum Block – Ablauf im Detail
Ein Distributed Ledger klingt auf den ersten Blick technisch komplex – aber das Grundprinzip ist relativ einfach, wenn man es Schritt für Schritt betrachtet. Stell dir vor, du möchtest eine Transaktion über ein dezentrales Netzwerk durchführen, z. B. den Versand von 0,5 Bitcoin an eine andere Person. Was passiert im Hintergrund?
Erstellung der TransaktionDu gibst den Auftrag zur Transaktion in deiner Wallet-App ein. Diese erzeugt eine digital signierte Nachricht, in der steht: „Ich sende 0,5 BTC an Empfängeradresse XY“.
Verbreitung im Netzwerk (Broadcasting)Die Transaktion wird nun an das Peer-to-Peer-Netzwerk verteilt. Jeder Knoten (Node), der die Transaktion erhält, prüft sofort:
Ist die Signatur gültig?
Hat der Absender genug Guthaben?
Ist die Transaktion korrekt formatiert?
Bündelung in einem BlockJe nach zugrundeliegendem DLT (z. B. Blockchain) sammeln bestimmte Knoten diese Transaktionen zu einem neuen Block.Bei Bitcoin erledigen das die Miner, bei Ethereum PoS die Validatoren.
KonsensfindungBevor ein Block zur Kette hinzugefügt werden kann, müssen sich die Knoten auf dessen Gültigkeit einigen.
Bei Proof of Work muss ein Miner ein kryptografisches Rätsel lösen.
Bei Proof of Stake wird ein Validator per Zufallsprinzip und Einsatzhöhe ausgewählt.
Bei Hashgraph stimmen alle Knoten durch das Gossip-Verfahren implizit ab.– Siehe auch unseren Artikel zu Konsensmechanismen in der Blockchain.
Anfügen des Blocks & globale SynchronisierungNach erfolgreicher Validierung wird der Block an alle Knoten im Netzwerk verteilt. Jeder speichert ihn in seinem Ledger – so sind alle synchron und haben denselben Stand.
Unveränderlichkeit & AbsicherungDurch kryptografische Hashes wird jeder neue Block mit dem vorherigen verbunden. Eine nachträgliche Änderung würde die gesamte Kette ungültig machen – das schützt vor Manipulation.
Konsens: So einigen sich die Nodes auf den Ledger‑Stand
Ein zentrales Merkmal eines Distributed Ledgers ist, dass alle Teilnehmer den gleichen Datenstand haben müssen – und das ohne zentrale Autorität. Genau hier kommt der Konsensmechanismus ins Spiel.
Laut Investopedia ermöglichen Konsensalgorithmen, dass verteilte Systeme selbst in unsicheren oder fehleranfälligen Netzwerken zuverlässige Entscheidungen treffen können.
Je nach Technologie unterscheidet sich die Art und Weise, wie Konsens hergestellt wird:
Proof of Work (PoW): Hoher Rechenaufwand (z. B. Bitcoin) – schützt vor Sybil-Angriffen.
Proof of Stake (PoS): Auswahl durch Zufall und Einsatzhöhe – effizienter, aber mit Zentralisierungsrisiko.
Byzantine Fault Tolerance (BFT / aBFT): Komplexere Modelle wie bei Hedera Hashgraph, die auch bei Teilfehlern im Netzwerk funktionieren.
Raft, Paxos (klassische Systeme): Häufig in privaten DLTs (z. B. Hyperledger) verwendet, ideal bei bekannten Teilnehmern.
Fazit
Die Funktionsweise eines Distributed Ledgers ist ein präzise orchestrierter Ablauf aus Verifikation, Verteilung, Konsens und Speicherung. Die Stärke dieser Systeme liegt darin, Vertrauen durch Technik zu schaffen – selbst unter Fremden, weltweit, rund um die Uhr. Genau deshalb ist DLT auch für Banken, Konzerne und ganze Staaten inzwischen mehr als nur ein Tech-Trend.
Historische Entwicklung und Meilensteine
Vorgeschichte: 1980er/1990er‑Protokolle
Die Wurzeln der Distributed Ledger Technology (DLT) reichen weiter zurück, als viele vermuten. Bereits in den frühen 1980er-Jahren beschrieb der Kryptograph David Chaum ein elektronisches Zahlungssystem, das auf kryptographischen Prinzipien basierte – ein früher Vorläufer heutiger Blockchain-Mechanismen. In seiner Dissertation von 1982 legte er den Grundstein für viele spätere Entwicklungen in der digitalen Privatsphäre und Transaktionssicherheit.
Ein weiterer entscheidender Meilenstein kam 1991, als die Forscher Stuart Haber und W. Scott Stornetta ein System entwickelten, mit dem sich digitale Dokumente fälschungssicher mit einem Zeitstempel versehen ließen. Dieses Konzept basierte auf einer Verkettung von Hashwerten – dem gleichen Prinzip, das später auch bei Blockchains wie Bitcoin zur Anwendung kam. Die Forscher veröffentlichten ihre Arbeit im „Journal of Cryptology“ und begründeten damit die Idee eines zeitgestempelten, unveränderlichen Datensatzes – ein Kernmerkmal heutiger DLT-Systeme.
Auch wenn diese Systeme noch keine verteilten Netze im heutigen Sinne waren, legten sie die theoretischen und technischen Grundlagen für spätere Entwicklungen wie Bitcoin, Ethereum und Hyperledger.
Bitcoin‑Durchbruch 2008 und die Blockchain‑Ära
Der echte Durchbruch kam 2008, als ein anonymer Entwickler oder Entwicklerteam unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto das Bitcoin-Whitepaper veröffentlichte. Es beschrieb ein „Peer-to-Peer Electronic Cash System“, das erstmals die sichere Übertragung von Werten ohne Mittelsmänner ermöglichte – gestützt durch ein verteiltes Hauptbuch: die Blockchain.
Im Januar 2009 wurde der erste Block – der sogenannte Genesis-Block – im Bitcoin-Netzwerk gemined. Jeder Block enthielt Transaktionen, die kryptografisch verknüpft waren. Zum ersten Mal war ein wirklich dezentraler, manipulationssicherer Ledger in der Praxis im Einsatz.
Quelle: Bitcoin Whitepaper auf bitcoin.org
In der Folgezeit entstanden weitere Projekte, die auf dem Konzept der DLT aufbauten:
Ethereum (2015) erweiterte das Konzept um Smart Contracts, die nicht nur Werte übertrugen, sondern auch automatisch ausführbaren Code auf der Blockchain ermöglichten.
Hyperledger (seit 2016), ein Open-Source-Konsortium unter Führung der Linux Foundation, legte den Fokus auf private, permissioned DLTs für Unternehmen.
Hedera Hashgraph, mit Start ab 2018, führte ein neuartiges Konsensmodell auf Basis von aBFT und Gossip-Protokollen ein – schneller und fairer als klassische Blockchains.
Parallel dazu entwickelten sich akademische DLT-Varianten (z. B. Tangle von IOTA, DAG-basierte Systeme, Raft/Paxos in Hyperledger Fabric) und erste Anwendungen im Finanz-, Energie- und Gesundheitssektor.
Aktuelle Entwicklungen: CBDCs, Industrieprojekte & Interoperabilität
Heute setzen auch Zentralbanken und staatliche Institutionen auf DLT. Das zeigt u. a. das Project Guardian der Monetary Authority of Singapore (MAS), das 2022 zusammen mit JP Morgan und DBS startete. Ziel war es, reale Anleihen und Liquiditätspools über ein DLT-Netzwerk zu verwalten.
Auch in der EU, den USA und China laufen Pilotprojekte für digitale Zentralbankwährungen (CBDCs), die auf DLT basieren. Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIS) zählt weltweit über 100 solcher Initiativen.
Quelle: BIS Quarterly Review 2023
Gleichzeitig setzen Unternehmen wie IBM, Daimler, Walmart und BlackRock auf Hyperledger, Ethereum oder private DLTs, um Lieferketten zu optimieren, digitale Anleihen auszugeben oder digitale Identitäten zu verwalten.
Praxisanwendungen von Distributed Ledger Technology (DLT)
Distributed Ledger Technology ist weit mehr als nur ein Konzept für Kryptowährungen. Inzwischen findet sie in zahlreichen Branchen Anwendung – vom Finanzwesen über Lieferketten bis hin zu digitalen Identitäten und dem Energiemarkt. Im Folgenden werfen wir einen Blick auf die wichtigsten praktischen Einsatzfelder.
Finanzdienstleistungen & Smart Bonds
Im Finanzsektor gehört DLT längst zum Standardexperiment. Banken, Börsen und Kapitalgesellschaften testen und implementieren Distributed-Ledger-Systeme für die Abwicklung, Verwahrung und Ausgabe von Wertpapieren.
Ein besonders innovativer Anwendungsfall sind sogenannte Smart Bonds – digitale Anleihen, deren Bedingungen in Smart Contracts eingebettet sind. So automatisieren sich Zahlungstermine, Zinsabrechnungen und Rückzahlungen. Unternehmen wie Daimler, die Weltbank und die Europäische Investitionsbank (EIB) haben bereits auf Ethereum- oder Hyperledger-Basis solche Bonds herausgegeben (Quelle: Wikipedia).
Auch die Axoni-Veris-Plattform zeigt, wie DLT im Handel mit Equity Swaps eingesetzt wird – mit Partnern wie BlackRock, Goldman Sachs und der DTCC. Laut Axoni reduziert sich damit die Zeit zur Abwicklung und Abstimmung drastisch, gleichzeitig wird die Transparenz erhöht.
Supply-Chain-Transparenz: Lebensmittel & Diamanten
Ein weiterer vielversprechender Anwendungsbereich ist die Lieferkettenverfolgung (Supply Chain Tracking). Unternehmen wie Walmart, IBM oder Carrefour nutzen DLT-Systeme, um Herkunft und Transport von Lebensmitteln transparent und fälschungssicher zu dokumentieren – ein großer Vorteil für Rückrufe, Qualitätskontrollen und Verbrauchervertrauen.
Im Fall von Everledger (in Zusammenarbeit mit IBM) wird sogar die Herkunft von Diamanten, Kunstwerken und Luxusgütern auf einer Blockchain gesichert. Jeder Eintrag dokumentiert Aspekte wie Echtheit, Herkunft und Transaktionshistorie – hilfreich gegen Fälschungen und für die Einhaltung ethischer Standards.
DeFi-Plattformen, Identitätsnachweis & Energiemärkte
DLT hat auch den Aufstieg von DeFi (Decentralized Finance) ermöglicht. Plattformen wie Uniswap, Aave oder Compound basieren auf Ethereum und ermöglichen Kreditvergabe, Börsenhandel und Zinsprodukte – komplett ohne zentrale Finanzinstitutionen. Hier wird DLT zur dezentralen Finanzinfrastruktur, auf der Milliardenwerte täglich bewegt werden.
Ein weiteres relevantes Feld ist die digitale Identität. Projekte wie uPort (Ethereum-basiert) oder Sovrin arbeiten an Identitätsnachweisen, die dem Nutzer die volle Kontrolle über seine Daten geben – DSGVO-konform und portabel.
Auch der Energiemarkt profitiert: DLT-basierte Handelsplattformen ermöglichen Peer-to-Peer-Stromhandel zwischen Haushalten mit Solaranlagen – ohne Energiekonzern als Vermittler. Projekte wie Power Ledger oder WePower zeigen, wie erneuerbare Energie effizient gehandelt werden kann.
Weitere Anwendungen
Domainverwaltung: Dienste wie Ethereum Name Service (ENS) oder Namecoin setzen auf DLT, um dezentrale Domainnamen bereitzustellen.
IoT-Authentifizierung: Mit DLT lassen sich Identitäten und Rechte von vernetzten Geräten sichern – z. B. im industriellen Internet.
E-Health: Gesundheitsdaten lassen sich dezentral speichern und nur gezielt freigeben – ideal für Arztwechsel oder Zweitmeinungen.
Fazit
Die Liste der DLT-Anwendungen wächst stetig. Ob zur Digitalisierung von Finanzmärkten, zur Verfolgung globaler Warenströme oder für die Autonomie von Nutzerdaten – Distributed Ledger sind längst praxisrelevant und bieten neue Geschäftsmodelle in unterschiedlichsten Branchen.
Vorteile & Nutzen für Unternehmen und Nutzer
Distributed Ledger Technology (DLT) bietet eine Vielzahl an Vorteilen – sowohl für Unternehmen als auch für Endnutzer. Der technologische Fortschritt hin zu verteilten Systemen bringt nicht nur Effizienzgewinne, sondern auch eine neue Qualität von Transparenz, Vertrauen und Sicherheit. In diesem Abschnitt beleuchten wir die wichtigsten Pluspunkte.
Warum Dezentralisierung vertrauensbildend wirkt
Ein zentrales Merkmal von DLT ist die Dezentralisierung. Anstatt dass eine einzelne Instanz wie ein Unternehmen oder eine Bank die Kontrolle über die Daten hat, sind alle Informationen auf mehreren Knoten verteilt gespeichert. Das verhindert Manipulationen und schafft Vertrauen durch Technologie.
Wie Investopedia erklärt, gibt es keinen „Single Point of Failure“. Ein Ausfall oder ein Angriff auf einen einzelnen Server beeinträchtigt das System nicht, da alle anderen Knoten weiterhin eine gültige Kopie des Ledgers haben.
Für Nutzer bedeutet das: mehr Kontrolle, weniger Abhängigkeit. Für Unternehmen: weniger Angriffspunkte und höhere Systemstabilität.
Transparenz, Sicherheit und Effizienzsteigerungen
Ein weiterer entscheidender Vorteil ist die Nachvollziehbarkeit. Jede Transaktion wird dauerhaft, chronologisch und fälschungssicher dokumentiert. Diese Transparenz erlaubt z. B. in Lieferketten eine lückenlose Rückverfolgung – ein Riesenvorteil in Branchen mit hohen Qualitätsstandards oder regulatorischen Anforderungen.
Auch die Sicherheit profitiert: Durch den Einsatz moderner Kryptografie (z. B. digitale Signaturen, Hashes) sind Daten gegen unbefugte Veränderungen geschützt. Das Risiko von Datenmanipulation sinkt deutlich.
Darüber hinaus sorgt DLT für automatisierte Abläufe und reduzierte Transaktionskosten:
Intermediäre wie Notare, Clearing-Stellen oder Registrare werden teilweise überflüssig.
Settlement-Zeiten in der Finanzwelt sinken von Tagen auf Minuten oder Sekunden.
Prozesse wie Rechnungsprüfung, Lieferverfolgung oder Identitätsprüfung lassen sich per Smart Contract automatisieren.
Wie 101 Blockchains betont, führt dies in vielen Industrien zu spürbaren Kosten- und Zeiteinsparungen – insbesondere dort, wo zuvor viele manuelle oder papierbasierte Zwischenschritte notwendig waren.
Wettbewerbsfaktor für Unternehmen
In vielen Branchen wird DLT zum strategischen Vorteil. Wer frühzeitig Pilotprojekte startet, kann neue Services schneller auf den Markt bringen, regulatorische Anforderungen besser erfüllen (z. B. Herkunftsnachweis in der Lebensmittelbranche) und sich als innovativ und vertrauenswürdig positionieren.
Ein Beispiel: Laut IBM Blockchain konnte ein führender Einzelhändler mit DLT-basierter Rückverfolgung die Zeit zur Identifizierung kontaminierter Lebensmittel von sieben Tagen auf 2,2 Sekunden reduzieren. Das ist nicht nur effizienter – sondern kann im Ernstfall Leben retten.
Auch für Verbraucher ein Gewinn
Nicht nur Unternehmen profitieren: Auch Endnutzer gewinnen an Souveränität – sei es durch selbstbestimmte digitale Identitäten, günstigere Kredite über DeFi-Plattformen oder die Sicherheit, dass ein Produkt wirklich dort hergestellt wurde, wo es behauptet wird.
Besonders im Kontext verbraucherorientierter Transparenz und Datenschutz – etwa im Gesundheitswesen oder bei nachhaltigem Konsum – zeigt DLT großes Potenzial.
Fazit
Die Vorteile von Distributed Ledgers liegen auf der Hand: Vertrauen ohne Mittelsmann, höhere Effizienz, bessere Nachvollziehbarkeit – und das bei oft geringeren Kosten. Für Unternehmen und Nutzer ist DLT damit mehr als ein Trend: Es ist ein grundlegender Technologiewandel mit greifbarem Nutzen im Alltag.
Risiken, Herausforderungen & Schwächen
So vielversprechend Distributed Ledger Technology auch ist – sie ist keineswegs frei von Problemen. Neben den vielen Vorteilen wie Transparenz, Dezentralität und Effizienz bringt DLT auch eine Reihe technischer, rechtlicher und ökonomischer Risiken mit sich. In diesem Abschnitt beleuchten wir die größten Herausforderungen und Schwachstellen, auf die Unternehmen, Entwickler und Anleger achten sollten.
Technische Hürden: Skalierbarkeit & Datenschutz
Ein zentrales technisches Problem ist die Skalierbarkeit. Blockchains und andere DLT-Systeme sind oft nicht darauf ausgelegt, Tausende von Transaktionen pro Sekunde zu verarbeiten. Die Bitcoin-Blockchain schafft z. B. nur etwa 7 Transaktionen pro Sekunde, Ethereum etwa 15–30, was weit unter dem Niveau traditioneller Zahlungssysteme wie VISA liegt (mehr als 24.000 tps).
Auch der Datenschutz stellt eine Herausforderung dar: Öffentliche DLTs sind per Definition transparent – jede Transaktion ist für jeden dauerhaft einsehbar. Das kollidiert mit modernen Datenschutzgesetzen wie der DSGVO, die das Recht auf Datenlöschung („Right to be forgotten“) fordern. Einmal auf der Blockchain gespeichert, lassen sich Daten aber nicht mehr entfernen oder ändern – ein fundamentaler Zielkonflikt.
Sicherheitsrisiken & Angriffe
Obwohl DLTs fälschungssicher gelten, sind sie nicht immun gegen Angriffe. Zu den größten Bedrohungen zählen:
51 %-Angriffe: Bei kleineren Netzwerken kann ein Akteur mit über 50 % der Rechenleistung oder des Stakes Transaktionen rückgängig machen oder doppelt ausgeben.
Sybil-Attacken: Mehrere gefälschte Nodes schleusen falsche Informationen in das Netzwerk ein.
Bugs in Smart Contracts: Schon kleine Fehler im Code – etwa bei DeFi-Protokollen – können Millionenverluste verursachen. Beispiele wie der DAO-Hack 2016 oder der Poly Network-Hack 2021 zeigen die Verletzlichkeit schlecht geprüfter Anwendungen.
Zudem können Phishing, Social Engineering oder Wallet-Exploits Nutzerkonten kompromittieren, auch wenn die Ledger selbst sicher sind.
Regulatorische und rechtliche Unsicherheiten
Ein weiterer Stolperstein ist die rechtliche Unklarheit. Viele Jurisdiktionen haben bisher keinen einheitlichen Rechtsrahmen für den Einsatz von DLT geschaffen. Fragen wie:
Wer haftet bei Systemfehlern oder Hacks?
Sind Transaktionen rechtlich bindend?
Wie werden DLT-Daten bei Gerichtsverfahren anerkannt?
sind vielerorts unbeantwortet.
Laut Bank for International Settlements (BIS) sowie Open Knowledge Repository erschwert dies vor allem den grenzüberschreitenden Einsatz – z. B. in Lieferketten, globalem Zahlungsverkehr oder Tokenisierung von Assets.
Kosten & Legacy-Integration
Der Umstieg auf DLT ist teuer und komplex. Unternehmen müssen bestehende IT-Systeme modernisieren oder ganz ersetzen. Die Entwicklung, Prüfung und Integration von Smart Contracts sowie die Schulung von Mitarbeitern benötigen Zeit, Geld und Know-how. Zudem gibt es oft noch keine Standards für Interoperabilität zwischen verschiedenen DLT-Protokollen, was die Einführung zusätzlich erschwert.
Spezielle Risiken bei DeFi & Tokenisierung
Dezentrale Finanzanwendungen (DeFi) basieren zwar auf DLT, bringen aber ein eigenes Risikoprofil mit:
Extrem volatile Tokenpreise können Sicherheiten entwerten.
Anonyme Entwicklerteams machen es schwer, im Schadenfall Verantwortung einzufordern.
Fehlende Regulierungsaufsicht erhöht das Risiko für Kleinanleger erheblich.
Wie Wikipedia und Investopedia zeigen, gab es allein im Jahr 2022 über $3 Milliarden Schaden durch Exploits, Rugpulls oder Codefehler im DeFi-Bereich.
Fazit
Die Distributed Ledger Technology bietet enormes Potenzial, aber sie ist kein Allheilmittel. Technische Limitierungen, rechtliche Unsicherheiten und Sicherheitsbedenken zeigen: Wer DLT einsetzen oder in sie investieren will, braucht Fachkenntnis, kritisches Denken und eine realistische Einschätzung der Risiken.
Marktanalyse & Regulierungsstand
Während Distributed Ledger Technology technisch bereits weit entwickelt ist, steht die flächendeckende Integration in Wirtschaft und Verwaltung noch am Anfang. Der rechtliche Rahmen ist in vielen Ländern im Wandel. In diesem Abschnitt beleuchten wir die aktuellen Markttrends, Regulierungsinitiativen und Pilotprojekte, die DLT in Richtung Massenadoption führen.
Pilotprojekte durch Zentralbanken (CBDC)
Ein Schlüsseltreiber für die Entwicklung von Distributed Ledgers ist das Konzept der Central Bank Digital Currencies (CBDCs). Zahlreiche Zentralbanken weltweit testen derzeit digitale Zentralbankwährungen, basierend auf DLT – häufig in Kooperation mit Technologiekonzernen oder Konsortien.
Beispiele:
Projekt Dunbar (2022): Eine Kooperation zwischen den Zentralbanken von Singapur (MAS), Malaysia, Australien und Südafrika zur Erprobung von grenzüberschreitenden CBDC-Transfers auf DLT-Basis (Quelle: MAS).
Digital Euro: Die Europäische Zentralbank (EZB) prüft seit 2021 intensiv die Einführung eines digitalen Euros, dessen technologische Grundlage auf DLT basieren könnte (Quelle: ECB).
Diese Projekte zeigen, dass DLT zunehmend in das Herz staatlicher Währungsinfrastruktur vordringt. Dabei geht es nicht nur um Effizienz, sondern auch um geopolitische Kontrolle im digitalen Zeitalter.
Rechtliche Anerkennung in den USA & EU
DLT wird auch auf rechtlicher Ebene zunehmend berücksichtigt:
In den USA haben Staaten wie Delaware, Arizona und Vermont begonnen, Blockchain- und DLT-basierte Dokumente rechtlich anzuerkennen. So erlaubt etwa Delaware seit 2017 die Führung von Aktienregistern auf DLT-Basis (Quelle: CAIA).
In der EU trat Ende 2024 die sogenannte DLT-Pilotverordnung in Kraft. Sie erlaubt Finanzinstituten und Börsen, digitale Wertpapiere auf Blockchain-Basis auszugeben und zu handeln – ein Meilenstein für die Tokenisierung von Assets (Quelle: European Commission).
Diese Entwicklungen zeigen, dass DLT als rechtlich bindende Infrastruktur immer mehr Akzeptanz findet. Dennoch bleibt die Umsetzung im Detail komplex – etwa beim Umgang mit Datenschutz (DSGVO), Steuerfragen oder internationalen Zuständigkeiten.
FATF-, EU-, BIS-Richtlinien im Überblick
Mehrere supranationale Organisationen haben Rahmenwerke zur Regulierung und Standardisierung von DLT und Krypto-Assets entwickelt:
FATF (Financial Action Task Force): Die FATF veröffentlichte bereits 2019 Richtlinien zu KYC („Know Your Customer“) und AML („Anti Money Laundering“) für virtuelle Vermögenswerte, die auch DLT-Plattformen betreffen (Quelle: FATF).
BIS (Bank for International Settlements): Die BIS fördert die Forschung zu interoperablen, sicheren DLT-Systemen für die Finanzwirtschaft. In ihrer 2023 veröffentlichten Roadmap fordert sie stärkere internationale Kooperation (Quelle: BIS).
WEF (World Economic Forum): Der WEF arbeitet an globalen DLT-Standards für die Lieferkette, inklusive digitaler Identitäten und Zertifizierungsmechanismen.
Diese Initiativen zeigen, dass eine globale Koordination notwendig ist, um das Potenzial von DLT voll auszuschöpfen – insbesondere in einer vernetzten Weltwirtschaft.
Fazit
Die Marktakzeptanz von DLT wächst – besonders in Bereichen wie dem Finanzwesen und staatlicher Infrastruktur. Doch der regulatorische Rahmen entwickelt sich nicht überall gleich schnell. Wer als Unternehmen oder Anleger in DLT einsteigt, sollte gesetzliche Entwicklungen aktiv verfolgen und auf Plattformen setzen, die Rechtssicherheit und Compliance ernst nehmen.
Bitcoin – das Urgestein der DLT
Bitcoin war die erste praktische Implementierung eines Distributed Ledgers. Als öffentliche, permissionless Blockchain basiert es auf dem Proof-of-Work-Konsensmechanismus und ermöglicht sichere Peer-to-Peer-Transaktionen ohne zentrale Instanz.
Technische Highlights:
Dezentraler Konsens über tausende Knoten
Manipulationssichere Transaktionshistorie
Stark limitiertes Skriptsystem (kein Turing-vollständiger Code)
Trotz Limitierungen bei der Smart-Contract-Fähigkeit ist Bitcoin ein robustes Beispiel für einen global funktionierenden DLT, der seit 2009 nahezu ununterbrochen läuft .
Ethereum – DLT für Smart Contracts & DeFi
Ethereum hat DLT auf ein neues Level gehoben: Statt nur Geld zu bewegen, lassen sich auf Ethereum programmierbare Verträge (Smart Contracts) ausführen. Damit wurde Ethereum zur Basis für die gesamte DeFi-Ökonomie und NFT-Märkte.
Merkmale:
Turing-vollständige Programmiersprache (Solidity)
Umstieg auf Proof of Stake (The Merge, 2022)
Ethereum Virtual Machine (EVM) als Standard in der Branche
Ethereum ist damit nicht nur die zweitgrößte Kryptowährung nach Marktkapitalisierung, sondern auch das Herzstück für zahllose Web3-Projekte.
Hyperledger Fabric – DLT für Unternehmen
Anders als Bitcoin oder Ethereum richtet sich Hyperledger Fabric gezielt an Unternehmen, die eine private, permissioned DLT-Lösung suchen. Die Plattform wurde von der Linux Foundation in Kooperation mit IBM entwickelt.
Besonderheiten:
Modularer Aufbau: z. B. Plug-in-fähige Konsensmechanismen
Zugangskontrollen & Rollenmanagement
Hohe Performance bei Transaktionen
Eingesetzt wird Hyperledger z. B. in der Logistik (Maersk), Automobilbranche (Daimler) oder im Finanzbereich. Für Unternehmen mit Datenschutzanforderungen bietet Fabric eine skalierbare, auditierbare Alternative zur öffentlichen Blockchain (Quelle: Hyperledger.org).
Axoni Veris – Kapitalmarkttechnologie mit DLT
Axoni ist ein spezialisiertes Fintech aus New York, das mit Veris eine DLT-Plattform für den Handel von Equity Swaps und Derivaten entwickelt hat. Kunden wie BlackRock, Goldman Sachs oder Citi nutzen Axoni-Lösungen für Echtzeit-Abstimmungen zwischen Handelspartnern.
Vorteile:
Reduktion manueller Abstimmungen und Backoffice-Prozesse
Synchronisierte, unveränderliche Transaktionshistorie
Integration in bestehende Infrastrukturen möglich
Axoni zeigt, dass DLT nicht nur für Kryptowährungen, sondern auch für konventionelle Finanzprodukte hoch relevant ist.
Everledger – Supply-Chain-Tracking mit DLT
Everledger nutzt DLT für die Nachverfolgung von Luxusgütern wie Diamanten, Wein und Kunstwerken. Auf der Blockchain werden Informationen wie Herkunft, Verarbeitung und Zertifikate gespeichert, um Fälschungen zu vermeiden.
Beispiel: In Kooperation mit IBM entwickelte Everledger eine Lösung zur Dokumentation der Herkunft von Diamanten – ein wertvoller Beitrag im Kampf gegen Blutdiamanten.
MAS Bond Pilot – institutionelle DLT-Anwendung
Die Monetary Authority of Singapore (MAS) hat 2022 gemeinsam mit DBS Bank, JP Morgan und anderen Partnern einen DLT-basierten Liquiditätsmarkt für Staatsanleihen getestet. Ziel war es, das Settlement von Tokenized Bonds zu beschleunigen und effizienter zu gestalten.
Dieser Pilot zeigt, dass DLT mittlerweile in den institutionellen Finanzsektor vordringt – inklusive regulatorischer Abstimmung und technischer Skalierung.
Fazit
Von Bitcoin über Ethereum bis hin zu branchenspezifischen Plattformen wie Axoni oder Everledger zeigt sich die Vielseitigkeit von Distributed Ledgern. Während öffentliche Blockchains Transparenz und Offenheit bieten, setzen Unternehmen und Institutionen vermehrt auf private und hybride DLT-Modelle, um ihre eigenen Anforderungen an Datenschutz, Geschwindigkeit und Governance zu erfüllen.
DLT für Anleger – Chancen & Risiken
Distributed-Ledger-Technologien gelten nicht nur als Rückgrat von Kryptowährungen, sondern auch als infrastrukturelle Revolution, die zahlreiche Branchen transformieren kann. Doch wie steht es um das Potenzial für private und institutionelle Anleger? In diesem Abschnitt beleuchten wir die wichtigsten Chancen und Risiken, die mit Investitionen im DLT-Umfeld verbunden sind.
Tokenisierung: Anlageklassen neu definiert
Einer der größten Vorteile von DLT für Anleger ist die Tokenisierung. Dabei werden reale Vermögenswerte – etwa Immobilien, Unternehmensanteile oder Staatsanleihen – in digitale Token umgewandelt, die sich einfach handeln und aufteilen lassen.
Beispiel: Die Europäische Investitionsbank (EIB) hat bereits mehrere digitale Anleihen auf Ethereum ausgegeben.
Vorteil: Geringere Eintrittsbarrieren, da auch Kleinanleger in Bruchteile investieren können.
Langfristiges Potenzial: Der Tokenisierungsmarkt soll laut BCG und ADDX bis 2030 ein Volumen von über 16 Billionen US-Dollar erreichen.
Diese Entwicklung könnte Finanzmärkte zugänglicher, effizienter und liquider machen – vorausgesetzt, regulatorische Klarheit setzt sich durch.
Renditechancen durch DeFi & Security Tokens
DLT ist die Grundlage für die DeFi-Ökonomie (Decentralized Finance), in der Anleger beispielsweise Kredite vergeben, Liquidität bereitstellen oder über DEXs (dezentrale Börsen) traden können – alles auf Basis von Smart Contracts.
Staking und Lending bieten oft deutlich höhere Zinssätze als klassische Anlagen – allerdings bei höherem Risiko.
Security Tokens, also tokenisierte Wertpapiere, ermöglichen Investments in Start-ups, Immobilien oder Fonds mit transparenter, fälschungssicherer Dokumentation.
Wichtig: Nicht alle Plattformen sind reguliert. Wer hier investieren möchte, sollte unbedingt auf Audit-Berichte, Nutzungszahlen und regulatorische Konformität achten.
Risiken für Anleger: Volatilität, Hacks, Unklarheit
So groß die Chancen sind, so ernst zu nehmen sind auch die Risiken:
Volatilität: Tokenpreise schwanken stark – selbst große Projekte wie Ethereum oder Solana erlebten Einbrüche von 70 % und mehr innerhalb weniger Monate.
Technische Fehler: Fehlerhafte Smart Contracts können zu Totalverlusten führen – wie etwa beim DAO-Hack 2016 oder beim jüngsten Curve-Finance-Exploit.
Regulatorische Unsicherheit: In vielen Ländern ist unklar, wie DLT-basierte Anlagen rechtlich einzuordnen sind. Die MiCA-Verordnung in der EU schafft hier teils Klarheit – aber globale Standards fehlen noch.
Tipps für interessierte Anleger
Wer sich mit DLT-Investments beschäftigt, sollte folgende Punkte beachten:
Nur geprüfte Plattformen verwenden: Achte auf Audits, Sicherheitszertifikate und erfahrene Entwicklerteams.
Diversifikation nutzen: DLT-Projekte sind hochspekulativ. Eine breite Streuung ist essenziell.
Langfristig denken: Viele Entwicklungen befinden sich noch im Experimentierstadium. Wer in DLT investiert, braucht Geduld.
Rechtliche Aspekte prüfen: Informiere dich über steuerliche Regelungen und Anmeldepflichten in deinem Land.
Fazit
DLT eröffnet Anlegern Zugang zu einer neuen, digitalen Finanzwelt, die schneller, transparenter und inklusiver sein kann – aber auch voller Herausforderungen steckt. Wer sich gut informiert, Technologien versteht und Risiken streut, kann langfristig von dieser Transformation profitieren.
Was ist Distributed Ledger Technology (DLT) und wie funktioniert sie?
DLT steht für „Distributed Ledger Technology“ – also verteilte Hauptbuchtechnologie. Dabei handelt es sich um eine digitale Datenbank, die nicht zentral auf einem Server gespeichert ist, sondern über ein Netzwerk von Computern („Nodes“) verteilt. Jeder Teilnehmer hat eine vollständige oder teilweise Kopie des Ledgers. Neue Einträge werden nur aufgenommen, wenn sich die Mehrheit der Nodes per Konsens darauf einigt. Dies ermöglicht fälschungssichere, transparente und dezentrale Datenspeicherung.
Worin unterscheidet sich DLT von einer klassischen zentralen Datenbank?
Klassische Datenbanken basieren auf einem zentralen System mit Administratorrechten. DLT hingegen ist dezentral organisiert – jeder Teilnehmer (Node) hat Zugriff auf dieselben Daten und kann deren Gültigkeit prüfen. Dadurch entfällt die Notwendigkeit eines zentralen Vertrauensmittlers, was die Manipulationssicherheit erheblich erhöht.
Was ist der Unterschied zwischen Blockchain und DLT?
Die Blockchain ist eine spezielle Form der Distributed Ledger Technology. Sie speichert Daten in Blöcken, die miteinander verkettet sind. DLT ist ein Überbegriff für verschiedene Technologien zur dezentralen Datenspeicherung – einschließlich Blockchain, Hashgraph, DAG, Tangle und anderen Modellen. Jede Blockchain ist DLT, aber nicht jede DLT ist Blockchain.
Welche Rolle spielt Konsens bei Distributed Ledgers?
Konsensmechanismen sorgen dafür, dass sich alle Nodes auf denselben Stand des Ledgers einigen – auch ohne zentrale Instanz. Diese Mechanismen (z. B. Proof of Work oder Proof of Stake) verhindern widersprüchliche Daten und sichern das Netzwerk gegen Manipulation.
Was sind die bekanntesten Konsensmechanismen bei DLT?
Zu den bekanntesten Konsensmechanismen gehören:
Proof of Work (PoW): Hoher Rechenaufwand (z. B. bei Bitcoin)
Proof of Stake (PoS): Einsatzabhängig, effizienter (z. B. Ethereum)
Delegated Proof of Stake (DPoS): Gewählte Validatoren (z. B. EOS)
Byzantine Fault Tolerance (BFT): Hohe Fehlertoleranz (z. B. Cosmos)
Raft / Paxos: Klassische Konsensprotokolle für private Netzwerke (z. B. Hyperledger)
Was ist der Vorteil von DLT in Bezug auf Sicherheit?
DLT bietet durch seine dezentrale Struktur eine sehr hohe Sicherheit. Datenmanipulationen sind praktisch unmöglich, da sie auf sämtlichen Knoten gleichzeitig erfolgen müssten. Zudem sorgen kryptografische Verfahren (digitale Signaturen, Hashes) für zusätzliche Absicherung.
Was bedeutet Unveränderlichkeit (Immutability) in der DLT?
Einmal gespeicherte Daten im Ledger können nicht mehr geändert oder gelöscht werden. Diese Eigenschaft – genannt Immutability – sichert die Integrität des Systems. Änderungen erfordern neue Transaktionen, sodass jede Änderung historisch nachvollziehbar bleibt.
Was unterscheidet Public von Private DLT?
Public DLT: Offen für alle, jeder kann teilnehmen (z. B. Bitcoin, Ethereum)
Private DLT: Zugang beschränkt, z. B. nur für autorisierte Unternehmen (z. B. Hyperledger)Public DLTs sind transparenter und dezentraler, Private DLTs dagegen effizienter und besser kontrollierbar.
Was ist Hyperledger Fabric?
Hyperledger Fabric ist ein von der Linux Foundation entwickeltes Framework für private und permissioned DLTs. Es bietet modulare Komponenten (z. B. verschiedene Konsensmechanismen), Zugriffskontrollen und hohe Skalierbarkeit. Es wird in Unternehmensanwendungen eingesetzt – z. B. von IBM, Daimler oder Maersk.
Wie skaliert DLT bei hoher Transaktionslast?
Skalierbarkeit ist eine zentrale Herausforderung. Viele öffentliche Blockchains verarbeiten nur wenige Transaktionen pro Sekunde. Lösungsansätze umfassen Off-Chain-Lösungen (z. B. Lightning Network), Sharding, Layer-2-Protokolle und alternative Konsensmechanismen wie PoS oder BFT.
Welche Anwendungen gibt es für DLT in der Praxis?
DLT wird heute in vielen Bereichen eingesetzt:
Finanzwesen: Digitale Wertpapiere, Smart Bonds, Clearing
Supply Chain: Rückverfolgbarkeit von Produkten (z. B. Lebensmittel, Diamanten)
Gesundheitswesen: Sichere Patientendaten
Energie: Peer-to-Peer-Stromhandel
Dezentrale Identitäten: Kontrolle über eigene Daten
Was sind Smart Contracts in Bezug auf DLT?
Smart Contracts sind selbstausführende Programme, die auf DLT-Systemen laufen. Sie führen Vertragsbedingungen automatisch aus, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind – z. B. bei Zahlungseingang wird eine Ware versendet. Bekanntestes Beispiel: Ethereum.
Wie funktioniert eine Transaktion in einem Distributed Ledger?
Eine Transaktion wird von einem Nutzer initiiert, kryptografisch signiert und an das Netzwerk gesendet. Die Nodes prüfen die Gültigkeit (z. B. Guthaben, Signatur) und fügen sie per Konsens dem Ledger hinzu. Danach ist die Transaktion für alle sichtbar und gültig.
Welche Risiken birgt DLT?
Skalierungsprobleme
Rechtliche Unsicherheiten
Datenschutzkonflikte (z. B. DSGVO vs. Unveränderbarkeit)
Codefehler in Smart Contracts
Angriffe wie 51 %-Attacken oder Sybil-Attacken
Kosten und Integrationshürden für Unternehmen
Ist DLT mit der DSGVO vereinbar?
Öffentliche DLTs stehen im Konflikt mit dem DSGVO-Recht auf Datenlöschung, da Daten nicht nachträglich gelöscht werden können. Lösungsansätze umfassen Off-Chain-Datenspeicherung und die Trennung von personenbezogenen und Transaktionsdaten.
Welche Vorteile bietet DLT für Unternehmen?
Reduzierung von Intermediären
Geringere Transaktionskosten
Höhere Effizienz durch Automatisierung
Bessere Datenverfolgbarkeit
Wettbewerbsvorteil durch Innovation
Wie werden Fehler oder Hacks bei DLT gehandhabt?
Da DLT unveränderlich ist, können fehlerhafte Transaktionen nicht gelöscht werden. Abhilfe schaffen ggf. neue Transaktionen oder Netzwerk-Governance-Entscheidungen (z. B. Hard Fork bei Ethereum nach dem DAO-Hack).
Was ist ein 51 %-Angriff?
Ein 51 %-Angriff tritt auf, wenn ein einzelner Akteur die Mehrheit der Rechenleistung oder des Stake kontrolliert. Damit kann er Transaktionen rückgängig machen oder doppelt ausgeben (Double Spend). Das Risiko besteht v. a. bei kleineren Netzwerken.
Wie transparent ist DLT?
Public DLTs sind vollständig transparent – jede Transaktion ist für jeden sichtbar. Das sorgt für Nachvollziehbarkeit, birgt aber auch Datenschutzrisiken. Private DLTs können diese Informationen einschränken.
Wie ist die rechtliche Lage für DLT in der EU?
Seit 2024 erlaubt die DLT-Pilotverordnung in der EU die Ausgabe und den Handel digitaler Wertpapiere auf Blockchain-Basis. Gleichzeitig entstehen neue Rahmenwerke zu Datenschutz, Steuern und Tokenisierung. Dennoch besteht noch großer Klärungsbedarf.
Welche bekannten DLT-Projekte gibt es außer Bitcoin und Ethereum?
Hyperledger Fabric (privat, modulare Architektur)
Hedera Hashgraph (aBFT, schnelle Transaktionen)
IOTA Tangle (IoT-orientiert, DAG-basiert)
Axoni Veris (Finanzderivate)
Everledger (Supply Chain / Luxusgüter)
Wie spart DLT Kosten?
DLT reduziert den Bedarf an Mittelsmännern, minimiert Papierarbeit, beschleunigt Transaktionen und automatisiert Prozesse – z. B. mit Smart Contracts. Studien zeigen Einsparpotenziale von bis zu 70 % bei komplexen Abwicklungsprozessen.
Was bedeutet „Immutability“ für die Beweiskraft von Daten?
Unveränderliche Daten eignen sich ideal für digitale Beweise – z. B. in Gerichtsprozessen oder Audits. Einträge können nicht im Nachhinein manipuliert werden, was sie besonders glaubwürdig macht – vorausgesetzt, der Ursprung ist vertrauenswürdig.
Was ist ein „Permissioned Ledger“?
Ein Permissioned Ledger ist eine private DLT, bei der nur ausgewählte Teilnehmer lesen oder schreiben dürfen. Sie eignet sich für Unternehmen, Konsortien und regulierte Branchen. Beispiele: Hyperledger Fabric, R3 Corda.
Welche Rolle spielt DLT bei CBDCs (Central Bank Digital Currencies)?
Zahlreiche Zentralbanken testen DLT für die Abwicklung digitaler Zentralbankwährungen. Beispiele: Digital Euro (EZB), e-CNY (China), Project Dunbar (MAS). Ziel ist effizienter, transparenter und fälschungssicherer Zahlungsverkehr zwischen Banken und Staaten.